RenĀ­te ist Freiheit

Die Non-Pro­fit-Orga­ni­sa­ti­on INNO­VA­GE* hat mich gebe­ten, mir ein paar Gedan­ken zum Stich­wort Pen­sio­nie­rung und Ren­te zu machen. Die­ser Ein­la­dung bin ich sehr ger­ne nach­ge­kom­men. Denn für mich bedeu­tet die­ser Lebens­ab­schnitt zwei­er­lei: Frei­heit und Ver­pflich­tung. Hier mein Text dazu, wel­cher auf der Web­sei­te der INNO­VA­GE im März 2023 publi­ziert wor­den ist (https://www.innovage.ch/gedankensplitter/):

ā€œWas für ein PriĀ­viĀ­leg! Mit einer sicheĀ­ren und anstƤnĀ­diĀ­gen RenĀ­te vom BerufsĀ­leĀ­ben zurückĀ­treĀ­ten zu dürĀ­fen, und dies in einem Land mit hoher LebensĀ­quaĀ­liĀ­tƤt, einer funkĀ­tioĀ­nieĀ­renĀ­den InfraĀ­strukĀ­tur, mit Zugang zu moderĀ­ner MediĀ­zin und soziaĀ­ler BetreuĀ­ung und mit der PerĀ­spekĀ­tiĀ­ve, dank hoher LebensĀ­erĀ­warĀ­tung noch vieĀ­le JahĀ­re ein zufrieĀ­deĀ­nes und erfüllĀ­tes Leben in WohlĀ­stand und SicherĀ­heit leben zu dürĀ­fen. Das ist FreiĀ­heit – und VerĀ­pflichĀ­tung zugleich.

WahĀ­re Freiheit

DieĀ­ses PriĀ­viĀ­leg wird leiĀ­der noch lƤngst nicht allen zuteil, aber doch vieĀ­len meiĀ­ner GeneĀ­raĀ­tiĀ­on. Mit der PenĀ­sioĀ­nieĀ­rung verĀ­lasĀ­sen wir das HamĀ­sterĀ­rad und sind von der NotĀ­wenĀ­digĀ­keit befreit, uns tagĀ­tƤgĀ­lich den LebensĀ­unĀ­terĀ­halt verĀ­dieĀ­nen zu müsĀ­sen. Und das bedeuĀ­tet: keiĀ­ne FremdĀ­beĀ­stimĀ­mung, keiĀ­ne berufĀ­liĀ­chen SachĀ­zwƤnĀ­ge und kein Leistungs‑, ProĀ­blem- und ErwarĀ­tungsĀ­druck mehr, sonĀ­dern AutoĀ­noĀ­mie über die eigeĀ­ne LebensĀ­zeit, dem wertĀ­vollĀ­stem Gut, das wir haben. Ohne mateĀ­riĀ­elĀ­le oder gesellĀ­schaftĀ­liĀ­che SankĀ­tioĀ­nen befürchĀ­ten zu müsĀ­sen, dürĀ­fen wir erstĀ­mals in unseĀ­rem Leben ganz uns selbst sein. Die RenĀ­te ist dabei gleichĀ­sam das garanĀ­tierĀ­te GrundĀ­einĀ­komĀ­men, das uns in die Lage verĀ­setzt, wirkĀ­lich frei zu sein und nur das zu tun und zu lasĀ­sen, was wir selbst im tiefĀ­sten InneĀ­ren als richĀ­tig, gut, erstreĀ­bensĀ­wert und sinnĀ­stifĀ­tend erachĀ­ten. WahĀ­re Freiheit!

FreiĀ­heit ist Verpflichtung

Wer sich die­ses Pri­vi­legs bewusst ist, der spürt auch die Ver­pflich­tung, die dar­aus erwach­sen muss. Sie besteht dar­in, der Gesell­schaft etwas vom eige­nen Glück zurück­zu­ge­ben. Denn wohl­ge­merkt: Nichts, was wir erreicht haben und was wir im Alter sind, ver­dan­ken wir allein uns selbst, son­dern in erster Linie den glück­li­chen Zufäl­len des Lebens, dar­un­ter jener der Geburt am rich­ti­gen Ort, sowie den Lebens­chan­cen, die uns unser demo­kra­ti­scher, sozia­ler Rechts- und Dienst­lei­stungs­staat eröff­net hat. Ohne die­ses Glück und ohne das staat­li­che Fun­da­ment, wel­ches wir alle als Gesell­schaft erschaf­fen haben, gibt es kei­ne Erfolg­rei­chen, Mäch­ti­gen und Glück­li­chen. Das müs­sen sich vor allem jene vor Augen hal­ten, die über hohes Ein­kom­men und Ver­mö­gen ver­fü­gen: Sie ste­hen am tief­sten in der Schuld, der Gesell­schaft etwas zurück­zu­er­stat­ten. Denn sie haben am mei­sten von die­ser Gesell­schaft geschenkt erhalten.

EinĀ­satz für Werte

Per­sön­lich ver­su­che ich dies, indem ich mich nach mei­ner Pen­sio­nie­rung noch stär­ker als bis­her für Ver­tei­lungs- und Steu­er­ge­rech­tig­keit sowie für sozia­le Fair­ness und star­ke demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen enga­gie­re. Mei­ne Fähig­kei­ten und Kennt­nis­se als ehe­ma­li­ger Jour­na­list und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fach­mann stel­le ich gemein­nüt­zi­gen und sozia­len Orga­ni­sa­tio­nen zur Ver­fü­gung, unter­stüt­ze die Sozi­al­de­mo­kra­tie in ihrem Ein­satz für eine sozia­le­re und öko­lo­gi­sche­re Schweiz und set­ze mich in der SRG-Trä­ger­schaft für einen qua­li­ta­tiv guten Jour­na­lis­mus ein, weil die­ser die Vor­aus­set­zung für eine star­ke Demo­kra­tie ist. Und ich blei­be offen für wei­te­re Enga­ge­ments, solan­ge sie im Dienst des Gemein­wohls ste­hen und ver­ein­bar sind mit mei­ner Über­zeu­gung, wonach jeder Mensch auf die­ser Welt das Recht auf ein Leben in Wür­de und in mate­ri­el­ler Sicher­heit hat, erst recht in der rei­chen Schweiz.

DankĀ­barĀ­keit

Mich dafür einĀ­setĀ­zen zu dürĀ­fen: Das ist meiĀ­ne FreiĀ­heit – und meiĀ­ne VerĀ­pflichĀ­tung zugleich. Dass ich die ChanĀ­ce dazu habe, dafür empĀ­finĀ­de ich Dankbarkeit.ā€

*INNOĀ­VAĀ­GE

Die Inno­va­ge ist eine selb­stän­di­ge Non-Pro­fit-Orga­ni­sa­ti­on, die sich zum Ziel gemacht hat, pen­sio­nier­te Füh­rungs­kräf­te und Fach­leu­te dafür zu gewin­nen, ihre Erfah­rung und Kön­nen in den Dienst gemein­nüt­zi­ger Orga­ni­sa­tio­nen und deren Anlie­gen zu stel­len. Das tun sie unent­gelt­lich, pro­fes­sio­nell und ver­bind­lich. Der­zeit enga­gie­ren sich über 150 pen­sio­nier­te Füh­rungs­kräf­te in ver­schie­de­nen regio­na­len Netz­wer­ken. Hier der Link zur Orga­ni­sa­ti­on: https://www.innovage.ch/

Foto: WalĀ­ter Langenegger

 

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