Juli/​August 2023. Von SanÂta Maria di LeuÂca am Ende von ItaÂliÂens StieÂfelÂabÂsatz im apuÂliÂschen SolenÂto bis zum NordÂkap im norÂweÂgiÂschen LappÂland sind es rund 4‘800 KiloÂmeÂter LuftÂliÂnie. Der KonÂtrast zwiÂschen dieÂsen beiÂden westÂeuÂroÂpäiÂschen RegioÂnen könnÂte nicht gröÂsser sein: hier der Süden, uraltes SiedÂlungsÂgeÂbiet und ein Nucleus der MenschÂheitsÂgeÂschichÂte, mit reiÂcher Kunst und KulÂtur und mediÂterÂraÂnem KliÂma; dort der NorÂden am RanÂde der Welt, mit rauÂem WetÂter, ausÂgeÂdehnÂten WälÂdern, MooÂren und Seen, fast unbeÂrührÂter Natur und HeiÂmat der Samen, der letzÂten NomaÂden unseÂres KonÂtiÂnents. Eine ReiÂse in BilÂdern vom Süden aus hinÂauf bis in den hohen NorÂden WestÂeuÂroÂpas und ans NordÂkap mit insÂgeÂsamt 20 Stationen:
BarockÂstadt LecÂce: Sie soll die schönÂste Stadt auf der HalbÂinÂsel SalenÂto sein. Der Grund: KalÂziÂumÂkarÂboÂnat. Gemeint ist: die pieÂtra lecÂceÂse, komÂpakÂter feinÂkörÂniÂger KalkÂstein. Der beste BauÂstoff für Barock und RokoÂko. DarÂaus schuÂfen ArchiÂtekÂten und SteinÂmetÂze eine prächÂtiÂge VielÂfalt an ForÂmen, FiguÂren und FanÂtaÂsie-DekoÂraÂtioÂnen, die bis heuÂte die FasÂsaÂden vieÂler KirÂchen und PrachtsÂbauÂten prägen.
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Uraltes MonoÂpoÂli: BesieÂdelt war die heuÂtiÂge HafenÂstadt offenÂbar schon in der AltÂsteinÂzeit. So wurÂde bei AusÂgraÂbunÂgen in der AltÂstadt ein 11‘400 JahÂre altes KinÂderÂskeÂlett gefunÂden. Was sich MonoÂpoÂli bewahrt hat, ist sein mitÂtelÂalÂterÂliÂcher Charme. Der FischerÂhaÂfen ist von einem Kastell mit einer StadtÂmauÂer umgeÂben; und schöÂne KirÂchen und KlöÂster schmücken die Altstadt.
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Die TrulÂli in AlberÂobelÂlo: Das sind leuchÂtend weiÂsse, runÂde WohnÂhäusÂchen aus KalkÂstein mit kegelÂförÂmiÂgen Dächern. Am reizÂvollÂsten präÂsenÂtieÂren sie sich in AlberÂobelÂlo in der ProÂvinz Bari. Ihre BauÂweiÂse hat einen fisÂkalÂpoÂliÂtiÂschen Grund: Als das KönigÂreich NeaÂpel im MitÂtelÂalÂter das Land zur BesiedÂlung freiÂgab, erhob es auf WohnÂhäuÂser SteuÂern. Um dieÂse zu umgeÂhen, bauÂten die BauÂern die TrulÂli in TrockenÂbauÂweiÂse ohne MörÂtel. Sie galÂten als temÂpoÂräÂre UnterÂkünfÂte und waren somit steuerbefreit.
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Fisch und OliÂven: Die HalbÂinÂsel SolenÂto ist landÂschaftÂlich geprägt vom Meer und der mediÂterÂraÂnen LandÂwirtÂschaft. Dazu gehöÂren insÂbeÂsonÂdeÂre OliÂvenÂhaiÂne und Fischerdörfer.
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Des StauÂferÂkaiÂsers Castel: Es heisst Castel del MonÂte, liegt 50 KiloÂmeÂter nordÂwestÂlich von Bari, hat einen achtÂeckiÂgen GrundÂriss und ist ein RätÂsel. Erbaut wurÂde es im 12. JahrÂhunÂdert vom StauÂferÂkaiÂser FrieÂdeÂrich II – ein für die damaÂliÂge Zeit aufÂgeÂklärÂter Geist, der offen war für Kunst, KulÂtur und WisÂsenÂschaft aus Ost und West und der im DauÂerÂstreit mit dem Papst lag. Sinn und Zweck des impoÂsanÂten BauÂwerks sind allerÂdings bis heuÂte ungeklärt.
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Die ewiÂge Stadt Rom: eine EtapÂpe auf der Fahrt nach Norden …
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Das schöÂne BoloÂgna: Sie ist die Stadt, die den SpaÂghetÂti BoloÂgneÂsi ihren Namen gab, und sie ist die HauptÂstadt von MorÂtaÂdelÂla und TorÂtelÂliÂni. Aber nicht nur das: Sie zählt zu den schönÂsten und bestÂerhalÂteÂnen AltÂstädÂte EuroÂpas mit vieÂlen kulÂtuÂrelÂlen SehensÂwürÂdigÂkeiÂten. Dazu gehöÂren die 117 TürÂme aus dem MitÂtelÂalÂter, darÂunÂter insÂbeÂsonÂdeÂre die TorÂri GenÂtiÂliÂzie, die schieÂfen TürÂme von BoloÂgna, sowie die fast 40 KiloÂmeÂter ArkaÂdenÂgänÂge, die die weitÂläuÂfiÂge InnenÂstadt mit ihren PlätÂzen, KirÂchen und PaläÂsten mitÂeinÂanÂder verbinden.
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Das unterÂschätzÂte Genua: Sie ist eine wenig beachÂteÂte Stadt und gilt daher nicht als erste Wahl im TouÂrisÂmus. Aber sie beeinÂdruckt: mit ihrer KatheÂdraÂle, mit den CarugÂgi, die unzähÂliÂgen und verÂwickelÂten GasÂsen in der weitÂläuÂfiÂgen AltÂstadt, und mit ihren PaläÂsten und PrachtÂbauÂten, die vom einÂstiÂgen ReichÂtum der HändÂler und BanÂkiers zeuÂgen. Denn Genua gehörÂte einst zu den fünf einÂflussÂreiÂchen itaÂlieÂniÂschen SeeÂmächÂten. Die Stadt am liguÂriÂschen Meer unterÂhielt HanÂdelsÂbeÂzieÂhunÂgen im ganÂzen MitÂtelÂmeerÂraum, verÂfügÂte über KoloÂnien bis in die TürÂkei und brachÂte einen SeeÂfahÂrer herÂvor, der die Welt verÂänÂderÂte: ChriÂstoph Kolumbus.
Von Genua dann ein groÂsser Sprung über die Alpen und DeutschÂland hinÂweg bis zu einer andeÂren HafenÂstadt, nämlich …
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… Lübeck, das Tor zum NorÂden: Im einÂstiÂgen SiedÂlungsÂgeÂbiet der WestÂslaÂwen erbauÂten die SachÂsen die „Stadt der SieÂben TürÂme“. Sie gilt als „KöniÂgin der HanÂse“, einer HanÂdelsÂverÂeiÂniÂgung, die seit dem 12. JahrÂhunÂdert bis in die NeuÂzeit durch FreiÂhanÂdel für WohlÂstand in Lübeck und andeÂren MitÂgliedsÂstädÂten sorgÂte. Die AltÂstadt mit über tauÂsend KulÂturÂdenkÂmäÂlern ist seit 1987 Teil des Unesco-Welterbes.
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Jokkmokk am PolarÂkreis: Ein StädtÂchen mitÂten im weitÂläuÂfiÂgen und fast grenÂzenÂloÂsen LappÂland, HeiÂmat der Samen. GegrünÂdet wurÂde der Ort 1602 mit dem Ziel, die UrbeÂvölÂkeÂrung stärÂker an die ZenÂtralÂmacht des SchweÂdenÂreichs zu binÂden. Mit SiedÂlung Jokkmokk sollÂten die nomaÂdiÂschen Samen mit ihren RenÂtierÂherÂden zum HanÂdel, zur SteuÂerÂeinÂtreiÂbung und zur MisÂsioÂnieÂrung leichÂter erreicht und erfasst werÂden könÂnen. Dazu wurÂde auch ein WinÂterÂmarkt orgaÂniÂsiert – ein Anlass, der noch heuÂte stattfindet.
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Die stilÂlen WälÂder: Sie lieÂgen in der Nähe von Jokkmokk. Und zwar im NatioÂnalÂpark MutÂtos. So heisst er in der SpraÂche der Samen MutÂtos. Er verÂfügt über den grössÂten Anteil von unbeÂrührÂten WälÂdern in SchweÂden. Hier gibt es urwüchÂsiÂge alte BaumÂbeÂstänÂde mit RieÂsenÂföhÂren, weiÂten MoorÂlandÂschafÂten, WasÂserÂfälÂlen und SchluchÂten. Und was aufÂfällt: Im Wald ist es still. Ganz still. Mucksmäuschenstill.
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WälÂder, MooÂre, Seen und FlüsÂse: Das chaÂrakÂteÂriÂsiert die LandÂschaft im PolarÂkreis von SchweÂden, FinnÂland und Norwegen.
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Ivalo unter PolarÂlicht: Ivalo ist ein regioÂnaÂles ZenÂtrum im finÂniÂschen NordÂlappÂland. Es gehört zu jenen zehn Orten, von denen aus im WinÂter am eheÂsten das NordÂlicht – wisÂsenÂschaftÂlich AuroÂra boreaÂlis – beobÂachÂtet werÂden kann. Von hier aus ist es nur noch ein KatÂzenÂsprung nach RussÂland. RundÂherÂum: WälÂder, MooÂre, Seen und FlüsÂse soweit das Auge reicht.
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RichÂtung NordÂkap: Raue TunÂdra-LandÂschaft mit stürÂmiÂschem Wetter.
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Das NordÂkap: Der giganÂtiÂsche FelsÂvorÂsprung ragt ins NordÂpoÂlarÂmeer hinÂein und liegt 514 KiloÂmeÂter nördÂlich des PolarÂkreiÂses und rund 2100 KiloÂmeÂter südÂlich des NordÂpols. Das NordÂkap ist der nördÂlichÂste vom FestÂland aus auf dem StraÂssenÂweg erreichÂbaÂre Punkt EuroÂpas. Sein WahrÂzeiÂchen: der Globus.
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UnterÂwegs auf den RouÂten LappÂlands: einiÂge Impressionen.
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NorÂweÂgens NordÂküÂste: Sie ist vom NordÂkap bis nach NarÂvik ein einÂzigÂarÂtiÂges NaturÂschauÂspiel, geprägt von wilÂden FjorÂden, mächÂtiÂgen BergÂzüÂgen und dem rauÂen NordÂmeer — und von liebÂliÂchen Tälern mit grüÂnen WieÂsen und dichÂten WälÂdern im Landesinneren.
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Die LapÂpenÂpforÂte: LapÂporÂten, zu deutsch LapÂpenÂpforÂte, ist ein Trog- bzw. ein U‑Tal südÂöstÂlich des AbisÂko-NatioÂnalÂparks in SchweÂden und desÂsen WahrÂzeiÂchen. Es wird wegen seiÂner chaÂrakÂteÂriÂstiÂschen Form auch das Tor nach LappÂland genannt. Der AbisÂko-NatioÂnalÂpark selbst ist geprägt von einer mit BirÂken bewachÂseÂnen TunÂdra-LandÂschaft mit WildÂwasÂsern und Gebirgsseen.